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Senioren aus Schulzendorf unterwegs in Sachen Erinnerung und Kultur

Schulzendorf, den 09.09.2014

Für 20 € Unkostenbeitrag startete die Reise vor dem Rathaus mit der Firma Palm in Richtung Seelower Höhen. Durch den Herbst, eine schöne Fahrt. Das Oderbruch, eine wunderschöne Landschaft, die Frau Krägel ausgesucht hatte.

Der erste Halt „Gedenkstätte Seelower Höhen“ brachte die Reisenden zum Nachdenken. Ein riesiges Monument (geschaffen von Lew Kerbel) und Kriegsgräber auf einer Anhöhe mit Rosenbeet erinnern an die letzte große Schlacht des 2. Weltkrieges, die vom 16. bis 19. April 1945 andauerte.

Eine Woche später war das nahe liegende Berlin eingekesselt. Nur zwei Wochen später kapitulierte Deutschland bedingungslos. Von der Seelower Höhe schweift der Blick auf den Oderbruch und das Schlachtfeld.

 

Im letzten Jahr wurde das unterhalb des Denkmals gelegene Museum und Kino nach Umbauarbeiten wieder eröffnet. Hier sahen wir einen Film über die Schlachten der letzten Kriegstage vor dem Einmarsch in Berlin. Der Krieg und die Auswirkungen auf Mensch und Landschaft; einfach nur schrecklich. Die Besichtigung stand im Schatten der Kriegsherde in der Ukraine, Syrien usw. unvorstellbar, dass es wieder zu einem Flächenbrand kommen könnte. Ziel der Mitarbeiter und Helfer der Gedenkstätte ist es, den Toten Namen zu geben. Erst vor Jahren hat man ermittelt, dass nur die Grabsteine aufgestellt waren, aber die Gebeine noch nicht geborgen bzw. nicht an dem Ort des Gedenkens und der Trauer lagen. Noch heute werden Gebeine auf den weiten Feldern gefunden. Anliegen ist es, Geschichten zu den Toten zu ermitteln, ihnen sozusagen ein Gesicht zu geben.

Die Reise ging weiter nach Altlewin „Zum Alten Fritz“ bei Familie Dunkel, die eine Stärkung in Form einer deftigen Hausmacher-Bohnensuppe servierte. Der gemütliche Garten regte die Gäste zum Plausch und einen ausgiebigen Spaziergang über das Gelände ein. Minipony, Alpaka, Schaf und Ziege trugen zum Zeitvertreib bei. Die Stärkung musste für eine Wanderung zum Ziegenhof und Theater in Zollbrücke reichen. Auf dem Weg dorthin begrüßten uns edle Reitpferde. Wobei die Begrüßung auf dem Ziegenhof nicht so gut ausfiel. Das Käseangebot war „mager“, die Dame des Hofladens, die Kaffee und Kuchen servieren wollte war nicht zu sehen. Aber die Ziegen waren auf Streicheleinheiten aus, begrüßten uns freundlich und meckerten mit uns um die Wette.

Der Wanderweg zur Oder wurde lustigen und kräftigen Schrittes bewältigt. Ein kleiner Imbiss in Form von Kaffee und Kuchen ließ uns denn frisch gestärkt den Weg zum Theater fortsetzen. „Das Theater am Rand“ in Zollbrücke, betrieben von Tobias Morgenstern und Thomas Rühmann, Geschäftsführerin Almut Undisz, die uns auch durch das Theater führte. Ein Theater der besonderen Art und gewöhnungsbedürftig. Ein Baustil, der der Schulzendorfer Bauverwaltung sicher das Herz stehen ließe. Die verbauten Hölzer entstammen einer „Pleite“, der Flugplatz Neu Hardenberg wurde nicht gebaut, aber die uralten Bäume schon einmal gefällt. Wie heißt das Sprichwort, „den einen sein Leid, den anderen sein Freud“. Nun wurden die Bäume wenigstens einem guten Zweck, dem Theaterbau zugeführt. Wie sagte Frau Undisz auf die Frage: Wie lange wird das halten? Ich werde das Ende der Hölzer nicht mehr erleben und sie hat noch etliche Jahrzehnte vor sich.

Bezahlt wird im Theater „wie es uns gefällt, was uns die Vorstellung wert war“. Das "Theater am Rand" liegt abseits der Metropolen, am östlichen Rand Deutschlands, im Oderbruch, im Dorf Zollbrücke. Die charaktervolle Landschaft diktiert die Spielregeln. Einfachheit, Professionalität, Handgemachtes, mehrfach umgebautes Theater. Akteure und Betreiber sind der Akkordeonist Tobias Morgenstern und der Schauspieler Thomas Rühmann , die hier ihre verschiedenen Projekte verwirklichen.

„Am Anfang, im Jahr 1998, war eine gute Stube für 32 Zuschauer im hundertjährigen Fachwerkhaus. Im Frühjahr 2006 war nur noch Platz auf der grünen Wiese. Ein neues Haus ist entstanden. Sein schützendes Dach wird von geschälten Eichenstämmen getragen. Die Schrägheit der Konstruktion, seine Offenheit, die Abwesenheit von rechten Winkeln verweisen auf die Ästhetik der Geschichten. Widerständige Natur und Kunst gehen eine Symbiose ein. Landschaft, Wind und Wetter, Abendsonnen und bis zu 200 Zuschauer werden ins Haus geholt. Erzählt werden die beredten Menschen-Geschichten dieser Welt und ihrer Regionen, John Franklin entdeckt die Langsamkeit. Das grüne Akkordeon spielt sich durch die Zeiten. Hervè Joncour reist der japanischen Seide nach. Uhlig- Trulla verschanzt sich im Spinnhaus. Ace Crouch zieht mitten in Amerika sein Ass aus dem Ärmel. Siddhartha geht an den Fluss. Sprache und Musik, Bilder und Klänge, Worte und Noten fügen sich zu etwas Drittem zusammen. Dieses Dritte ist das Repertoire des Theaters. Das freie Spiel trägt weit.“ (Inhalt Prospekt des Theaters)

Regulärer Eintritt bei Austritt. Der Zuschauer zahlt, was ihm das Kunsterlebnis wert ist. Er entscheidet selbst.

Danach ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt zum Rathaus nach Schulzendorf.

Danke der Firma „Palm“, deren Mitarbeiter uns auf der Fahrt gut begleitet haben. Wer nicht laufen konnte, wurde gefahren, ein guter Service.

Hoffen wir, dass auch 2015 wieder eine Seniorenfahrt im Haushaltsplan enthalten ist.

 

Irene Robus, Ortschronistin

 

Fotos der Seniorenfahrt findet man auf dieser Internetseite unter Fotogalerie.

 

Bild zur Meldung: Senioren aus Schulzendorf unterwegs in Sachen Erinnerung und Kultur