Raptreffen 2021 in Kargowa (12.10.2021)

Drei Jugendliche aus Schulzendorf fuhren mit den Fahrrädern in die Partnergemeinde Kargowa, um dort mit polnischen Jugendlichen einen Rapsong aufzunehmen. Aus der Idee wurde ein Abenteuer, der Bericht der Fahrt liegt bei. Der Song ist hier abrufbar.

Das Projekt wwurde vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk und der Gemeinde Schulzendorf gefördert.

 

"Unsere Tour startete an einem Sonntagmorgen in Schulzendorf. Wir, drei Jungs mit voll bepackten Fahrrädern, wollten nach Kargowa fahren um dort unsere Partnergemeinde zu besuchen. Am ersten Tag war der Plan bis nach Frankfurt Oder zu fahren und dort in der Nähe zu nächtigen. Die Fahrt ging auch relativ gut, bis sich herausstellte, dass es zur Mittagszeit keinen Gasthof gab, der in der Nähe auf hatte. Das bedeutete: weiter radeln bis nach Falkenhagen, wo wir dort ein spätes Mittagessen bekamen. Nach einer kurzen Schwimmrunde im See ging es dann auch schon weiter nach Frankfurt, wo wir die Grenze nach Polen passierten. Gleich stellte sich heraus, dass der Verkehr dort ein wenig anders ist, als in Deutschland: keine Fahrradwege und LKW Fahrer, die wenig bis keine Rücksicht auf uns nahmen. Für den Abend hatten wir uns einen Schlafplatz auf Google Maps herrausgesucht, der sich als eine Imkerei herausstellte. Da es schon so spät war, beschlossen wir kurzerhand ein Stückchen in den Wald zu fahren und dort an einem See unser Zelt aufzuschlagen. Doch als wir ankamen erlebten wir eine der schlimmsten Mückenplagen, die wir je erlebt hatten. Unser Essen konnten wir noch draußen kochen, essen mussten wir aber im Zelt, um den Mücken zu entgehen. Die erste Nacht war auch nicht besonders angenehm, da es viel zu heiß im Zelt war, wir aber auch nicht die Türen aufmachen konnten, da draußen immer noch die Mückenplage herrschte. Dazu kam dann auch um 4 Uhr morgens ein Transporter und fuhr an uns vorbei. Wir dachten, dass er uns nicht gesehen hätte, aber er drehte am Ende des Weges um, um noch einmal zurück zu fahren. Dabei hielt er genau vor unserem Zelt an. Ein Mann stieg aus und leuchtete mit seiner Taschenlampe in unser Zelt. Wir drei verhielten uns still, hatten aber Angst, dass es jetzt vielleicht richtig Stress mit dem Typen geben könnte. Dann fragten wir nach: “Everything ok?” (Alles ok?) und der Mann antwortete: “Yes, Yes. Fishing, Fishing.” (Ja, Ja. Angeln, Angeln.). Es stellte sich heraus, dass es auch ein deutscher war, der mitten in der Nacht angeln wollte.

Nach dieser nervenaufreibenden Nacht und der langen Tour am Vortag, waren wir recht KO und konnten uns fast nicht aus den Schlafsäcken bekommen. Nachdem wir Frühstück in einem kleinen Supermarkt, wo natürlich keiner Englisch konnte, gekauft hatten beschlossen wir, noch einmal nach Frankfurt zurück zu fahren und mit dem Zug unsere Tour nach Kargowa abzukürzen. Die Fahrt im Zug war auch ganz angenehm und sollte in Schwiebus enden. Wir wollten unsere Fahrräder von den Ständern runternehmen, als schon ein anderer Fahrrad-Reisender in den Zug stieg. Wir versuchten ihm auf Englisch klar zu machen, dass wir zuerst raus mussten (“Where are you born, in the S-Bahn, oder was?”). Doch auf einmal fuhr der Zug schon aus dem Bahnhof aus. Wir waren überrascht, da wir noch an die Deutsche Bahn und ihre langen Wartezeiten gewohnt waren. Mit einer Wartezeit von ca. 1 Minute hatte die polnische Bahn dies deutlich unterboten. Wir versuchten noch einen Schaffner aufzusuchen, doch es ließ sich keiner im Zug finden. An der nächsten Haltestelle halfen uns zum Glück zwei deutsche Rentner aus dem Zug: wir gingen mit den Fahrrädern raus und sie “schmissen” uns das Gepäck hinterher. Nach diesem Abenteuer im Zug aßen wir ein paar hot dogs und machten uns auf den Weg nach Babimost, einer Stadt nicht weit von Kargowa. Dort bekamen wir auch ein Zimmer in einer Pension, in der alle Mitarbeiter entweder fließend Deutsch oder Englisch konnten. Dies hatten wir zuvor noch nicht in Polen erlebt. Bei unserem Abendessen im Park konnten wir auch ein beeindruckendes Gewitter beobachten, welches sehr viele Blitze hatte.

Am nächsten Tag ging es für uns dann auch schon nach Kargowa. Wir kamen um die Mittagszeit an und trafen Marek, den Leiter der Band, mit welcher wir dort musizieren wollten. Nach einem Mittagessen in einem sehr guten Restaurant trafen wir auch die anderen Mitglieder der Band und die Mitarbeiter des Kulturhauses. Wir hatten für den ganzen Tag den großen Konzertsaal für uns! Die Band zeigte uns ein paar Lieder, welche man umschreiben könnte und wir einigten uns auf eins. Danach schrieben wir den Text und begannen mit den Proben. Nach einem lustigen aber auch anstrengenden Musiktag gingen wir alle zusammen Pizza essen im Nachbarort.

Am darauffolgenden Tag machten wir auch die Aufnahmen zum Song. Dabei half uns auch Alek, ein Mitarbeiter des Kulturhauses. Er zeigte uns die gesamte Ausrüstung und wir waren wirklich beeindruckt, wie professionell dort alles war. Als alle Aufnahmen im Kasten waren, machten wir uns zurück auf den Weg nach Deutschland.

Doch wir waren kaum aus dem Ort gekommen, da riss die Speiche eines unserer Fahrräder und verformte das hintere Rad. Wir riefen sofort Marek und Alek an, welche mit dem Kombi angefahren kamen um uns zu helfen. Da es kein Fahrradladen in der Nähe gab, fuhr Marek bis in die nächste große Stadt, um das Fahrrad dort reparieren zu lassen. Ab diesem Zeitpunkt bemerkten wir erst richtig wie gastfreundlich die Polen sein konnten. Der Fahrradladen reparierte unser Fahrrad gratis und uns wurde angeboten noch eine Nacht im Kulturhaus von Kargowa zu übernachten. Dieses überaus großzügige Angebot konnten wir natürlich nicht ausschlagen und deshalb blieben wir noch einen Tag dort. Am nächsten Morgen fuhren wir in Richtung der nächsten großen Stadt um den Zug nach Frankfurt zu nehmen. Doch das Bahnfahren in Polen stellte sich wieder schwieriger als gedacht heraus: der erste Zug wollte uns nicht aufnehmen weil wir Fahrräder mit hatten. Der zweite Zug nahm uns zwar mit, doch er ging auf der Hälfte der Strecke kaputt. Nachdem ein Mechaniker das Problem gelöst hatte, konnten wir weiterfahren. Doch auch unser Anschlusszug in einer Stadt nicht weit von Frankfurt Oder konnte uns nicht mitnehmen, weil auch dessen Motoren defekt waren. Stattdessen wurde uns ein Bus geschickt der uns nach Frankfurt brachte. Von dort konnten wir auch entspannt den Zug nach Königs Wusterhausen nehmen. So kamen wir noch recht spät am Abend in Schulzendorf wieder an."

 

Riccardo Rohling

25.07.-29.07.2021

 



 

[Alle Fotos zur Rubrik Fotogalerie anzeigen]